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02 September, 2023
Wine

An und nahe der italienischen Westküste gedeihen zahlreiche Weine von Weltruhm



Die nicht ganz 23.000 km² große mittelitalienische Region Toskana erstreckt sich entlang der Küste des Ligurischen und Tyrrhenischen Meers rund um die Hauptstadt Florenz und deren neun Provinzstädte Arezzo, Grosseto und Livorno, Lucca, Massa und Pisa, sowie Pistoia, Prato und Siena. Die Toskana ist nicht nur die Wiege der Renaissance, sondern auch wichtigste Weinregion Mittelitaliens und sechstgrößte Weinbauregion des Landes. In der Toskana werden jedes Jahr ungefähr 5 Prozent der italienischen Weinproduktion nach Menge, aber über 10 Prozent nach Umsatz produziert. Was Wein betrifft, so sind für viele Menschen Toskana und Chianti gleichbedeutend.


 

Chianti ist in aller Munde, aber bei Weitem nicht der einzige Wein aus der Toskana


Das ist so nicht ganz zutreffend, denn die facettenreiche Weinlandschaft der Region ist viel dynamischer und komplexer. Zwar ist das Chianti-Gebiet im geografischen Zentrum sowie den Provinzen Arezzo, Florenz und Siena die älteste und mit rund zwei Drittel der gesamten Anbaufläche von knapp 60.000 Hektar auch die größte Appellation der Region. Neben den geografischen Unterappellationen des Chianti wie Montalbano, Montespertoli, Classico und Rufina sowie Colli Aretini, Colli Fiorentini, Colline Pisane und Colli Senesi hält die Toskana jedoch noch viele weitere wunderbare Weine für Genießer und Kenner parat. Häufig loben Kenner sowie Experten in höchsten Tönen speziell „Super-Toskaner“ wie die DOC Bolgheri und Bolgheri Sassicaia (Livorno), die seit den 1970-er Jahren an der toskanischen Küste exklusiv aus Sangiovese oder Cabernet Sauvignon oder als Cuvée mit Cabernet Franc, Merlot, Syrah und Alicante/Grenache sorgfältig gekeltert werden.


 

Die rote Sorte Sangiovese ist die wichtigste vinologische Visitenkarte der Toskana



Chianti wird zu 70 bis 80 Prozent aus dem regional dominierenden roten Sangiovese und geringen Anteilen von einheimischen roten Sorten wie Canaiolo Nero oder Colorino sowie weißen Bordeaux-Sorten wie vor allem Merlot oder Cabernet Sauvignon hergestellt. Die in der Toskana auf fast zwei Drittel der Weinberge (ca. 61 Prozent) am häufigsten angebaute Rebe ist auch die Haupt- bzw. einzig zugelassene Sorte für Brunello di Montalcino und Vino Nobile di Montepulciano als die beiden weiteren klassischen Rotweine der Region. Sangiovese als recht spät reifende Traube, die viel Sonne und Wärme benötigt, gedeiht am besten auf Weinbergen in südwestlicher Hanglage und ergibt mittel- bis vollmundige Weine mit lebendiger Säure und festen Tanninen.


 

Rote Beeren und aromatische Kräuter werden oftmals zum Vergleich herangezogen


Sangiovese-Weine haben in der Regel erdigen Charakter und ausgeprägte Aromen von schwarzen Kirschen. Die besten Weine aus bzw. mit Sangoviese sind robust, lange lagerfähig und verfügen zusätzlich über Kräuter-, Röst- und Rauchnoten. Toskanische Rotweine überraschen oftmals auch mit intensivem Duft roter Johannisbeeren sowie typisch mediterraner Gewürze wie Oregano und Thymian. Mit Ausnahme des traditionellen regionalen Dessertweins „Vin Santo“ (Heiliger Wein) spielen Weißweine vorwiegend aus den Rebsorten Trebbiano, Malvasia, Vernaccia und Vermentino in der Toskana nur eine untergeordnete Rolle.


 

Toskanische Weine decken das gesamte Qualitätsspektrum Italiens vielseitig ab

 

Insgesamt gibt es in der Toskana aktuell 58 verschiedene geografische Appellationen, die sich in 6 „Indicazione Geografica Tipica“ (IGT), 41 „Denominazione di Origine Controllata“ (DOC) sowie 11 „Denominazione di Origine Controllata e Garantita“ (DOCG) aufteilen. Zu den IGT-Weinen aus allen Provinzen Toskana zählen die Rot-, Rosé- und Weißweine Alta Valle della Greve, Colli della Toscana Centrale, Costa Toscana, Toscano/Toscana sowie Val di Magra und Montecastelli. Namhafte DOC-Weine aus der Toskana sind zum Beispiel Ansonica Costa dell'Argentario (Grosetto), Bolgheri (Livorno) und Colli di Luni (Massa-Carrara) sowie Montecarlo (Lucca), Orcia (Siena) und Valdinievole (Pistoia).


 

Mit etwas Erfahrung sind erstklassige Weine der Toskana schon günstig zu haben


Zu den ganz besonders berühmten und damit mitunter auch etwas kostspieligeren DOCG-Weinen aus der Region gehören zum Beispiel Brunello di Montalcino (Siena), Carmignano (Florenz, Prato) alle Chianti-Weine, Vino Nobile di Montepulciano (Siena), Elba Aleatico passito und Suvereto (Livorno), Montecucco Sangiovese und Morellino di Scansano (Grosseto) sowie Val di Cornia Rosso (Livorno, Pisa) und Vernaccia di San Gimignano (Siena). Toskanische Weine können bereits für unter 10 Euro pro Flasche für einfachen Chianti bis zu einigen 100 Euro für die besten Einzellagen erstanden werden. Trotz des hervorragenden Rufs der Spitzentropfen mit entsprechend hohen Preisen sind viele DOC- und DOCG-Weine mittlerer bis sehr guter Qualität aus der Toskana weitaus preiswerter als vergleichbare Weine aus Frankreich.

 

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Jeff Autor

Wein ist Leidenschaft. Es gibt keinen schlechten Wein, denn jeder Geschmack ist unterschiedlich. Den Facettenreichtum eines Weines zu Erforschen bereitet mir sehr große Freude. Den Wein ist Kunst.